Es, in den Fängen dämokritischer Falsifikationen
Fohlenbeinig und strammdrall stand es an der Theke des «Weissen Wergs», ein wirrlichtiges Nachtlokal. Alle ranghohen Gäste hatten ihre Augenpaare auf es gerichtet. Während das Lautsprecherorchester die Deputinisierung spielte, plinkerte es den Gästen zu. Diese hatten ihre pausbäckigen Augäpfel gewinngierig auf es fixiert, derart waren sie von ihm in den Bann gezogen. Mit einem Wink lud es zur customer journey ins Nebengelass ein, huschte gekonnt am Inselschutzpfosten vorbei und witschte durch den Spalt. Dort, wo der Gaspreisdeckel zum Gaspreisdebakel wurde, wollte es mit seinen Anreizen bestechen. Die Patronin des zwielichtigen Nachtlokals agierte kalkulierend. Sofort richtete sie eine Massenzustromrichtlinie ein und ging ihrem Sortageexzess nach. Nur wer ihre Ansprüche erfüllte, fand den Weg unbehelligt ins Haus nebenan, wo eine situationship auf Befriedung hoffte. Das war die erstickende Dynamik der Krone, die nachwirkte.
Der Bär, der Abmachungen aller Art generell ignorierte, verschaffte sich als erster Einlass, indem er die Patronin pfluglich zur Seite schob. Einmal im Nebengelass, prahlte er mit seinem Schleppschlauch und setzte zur Übersprungshandlung an. Es blickte keck auf den in Machtrausch Verfallenen und brach in schallendes Gelächter aus. «Warum lacht es?» schäumte er, sein Antlitz mittlerweile falb. Es entgegnete nichts, sondern geheimnisste in sich hinein. Das brachte ihn noch mehr in Rage, er brüllte: «Strommangellage!» Wieder etwas gemässigter, ordnete er gargantueske, ja, totale Vernichtung an. Es liess sich von dieser Unerbittlichkeitswalze nicht beeindrucken, flehte allerdings den Kontinent an, der vorübergehend des Atems beraubt wurde und in kollektiver Amnesie in sich zusammensackte.
Die dahinsommernde Patronin überlegte, wie sie den Bären listig hinters Licht führen könnte, und ferner, ob eine Gasspeicherbefüllungsverordnung der Notlage abhelfen würde. Sie wandte sich an die mit Betroffenheitsrhethorik redenden, mit Kerzenschlucksprüchen argumentierenden und bodenlos gestikulierenden Küchendissidenten, aber deren Ideen versinterten vor dem Hintergrund der Unschuldsvermutung, die wie ein Generalverdacht aufgetragen wurde. Entspannung brachte einzig die Rindskette, die die Popanz des Bären entschlüsselte und prophezeite, dass die historischen Ereignisse bald erfolgreich zu Saft gepresst würden.
Es ging zur Waschmuschel und hörte, wie die Kontinentler über monoman und monogam referierten. Dann kam es aus dem Nebengelass und traf auf die Patronin, die aus ihrer Befangenheit erwacht war und fragte: «Wo geht es hin?» Es wich ihrem bohrenden Blick aus und schaute durchs trübe Fensterglas nach draussen, sah wie das abgewetzte und speckige Katzenkopfpflaster das Licht der Strassenlampe reflektierte und antwortete: «Es hat genug barabert. Es geht.» Die Patronin, verunsichert durch das erstarkende Es, wollte wissen: «Was bedeutet das jetzt?» Es entgegnete knapp: «Bin KURZ weg!» Sie, die Stirne in eine grabentiefe Unmutsfalte gelegt, fragte zurück: «Kommt es wieder?» Es, selbstsicher, frisch und froh jubelnd, gab zur Antwort: «Aber sicher, klar, nächstes Jahr, mit Lachen und Locken im Haar.» Es hauchte, dampfend unter Aerosol: «Gehabt’s euch sittlich und wohl!»
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