Neujahrsbrief 2013

Annuaria und die wilde 13

Es war einmal eine Erlebnisaufsucherin namens Annuaria. Sie stieg in ihre vollgasfeste, campusgrüne Pirzelnudelund reiste bei offenem Fenster kommod durchs Jahr – landauf, landab. In der Limmatstadt, wo ihr ein sanfter Wachtelwind um die Beine strich, machte sie halt und begegnete einem begabten Banker, der eine brennende helvetische Causa darstellte. Dies lehrte sie, dass auch Financiers über die eigene Ehefrau stolpern können und, dass ein Mehrwert fast immer nach einem Nochmehrwert schreit. Mit diesem Befundmuster zum Finanzgezänk schlenderte sie zu vorgerückter Stunde, im Funkelsegen der stunkdockeln Nacht, alleine durch die belebten Gassen und entdeckte allerlei von ?mrnc. Unter den Brückenbögen standen Verrichtungsboxen in denne Knurrhähne Busendomino spielten. Mitten in diesem bunten Treiben, die Unterwelt war grell von Neon erhellt, stand ein Engel in Sexarbeiterinnenbeschützerhabachtstellungsposition und teilte Verkehrsberuhigungsmittel aus. Anderntags hörte sie von den Sörgeli eines aalglatten Medizinhistorikers, der sein exorbitantes Krisenerfahrungsdefizit an mediale Landesvermesser richtete. In der Folge kam es zu einem Floskelaufkommen, dessen Dichtestress gross war; journalistische Beflissenheit sowie professionelles Sendungsbewusstsein beförderte die Spontangärung des Konflikts. Nun war es höchste Zeit für eine Verschnaufpause, Annuaria parkte ihr Gefährt. Sie griff zu ihrem Rosshaar-Kehr-Seht, striegelte damit ihre Pirzelnudel, die zufrieden die Flotkügel räkelte und schnurzelte, dass einem warm ums Herz wurde. Danach machte sie Rast in einer Wirtsstube, wo Mehltau einladend auf der Tapete niedergegangen war. Die heile Schinkenwelt der Speisekarte zwinkerte ihr listig zu: Grillbauch, Schäufele vom dicken Bug. Zum Thresen hin rief sie: «Einmal Räucherlende, bitte!» worauf ihr die wendige Kostenstelle nach dem Inkubationsprozess einen Teller mit ihrer kross gebratenen Leibspeise zukommen liess. Mit Bis(s)mut grub sie ihre Hauerle ins Fleisch und schlonzte aufs Herzlichste. Später gelangte sie an die Kassenkraft, bezahlte die Zeche, brach auf und steuerte weiter in Richtung Mittelmeer. Dort sah sie mit Schrecken, wie die Eintracht an der Küste entzweibrach. Das schief liegende, stählerne navigium maximum ächzte schwer und flüsterte Annuaria aus den Meereswogen zu: «32 führte ich in die ewige Ruh.» Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken und trieb sie weg. Auf halber Strecke heimwärts fand sie trotz Prekariatät ein Hotelzimmer. Sie wickelte sich in die flockige Daunenzitadelle und sah bildungsfern: Eine Quotnefrau fiel in Echtzeit der totalen Versächlichung anheim, wurde zum Gegenstand, den man beliebig, da und dort placieren konnte. Auf einem anderen Sender rüttelete ein Vorzeigetraumatisierter am Gewissen von Bundesbürgern: «Wer hat den Freiwilligen in den Krieg geschickt?» Auf diese Frage gab es keine Antwort, sie blieb merkbefreit. Behübscht, skandalwittrig und rumpelstilzig bestieg Annuaria für die letzten Kilometer ihre Pirzelnudel, die auch gegen bunkerbrechende Bomben gefestigt war. Sie fuhr über Flüsterbelag, durch tiefschürfende Abgründe der Agglomeration, durchs engmaschige Gefecht von Nebelgranaten, traf auf Freudenschall und Tristesse, die sich regelmässig antauschten und ein erschreckend belebendes Wechselbad waren. Schliesslich kehrte sie zuversichtlich und dementsprechend heiter zuhause ein; am Ende des Trennungstrichters stand die Vergesslichkeit.
Jetzt wünscht sie Ihrer Leserschaft aus vollem Herzen eine vita autonivellante!
Und wenn Annuaria nicht gestorben ist, so lebt sie fröhlich fort: in der wilden 13, auf den farbigen Pfaden, die das Leben vielfältig und abenteuerlich machen.


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