Neujahrsbrief 2003

Global unruhige Zeiten

bärenstarker Stimmritzenverschlusslaut –
… und leise gingen die Tage,
Wochen und Monate ins Land.
Gewisse davon gut und gelb,
andere wiederum rosa rot,
ferner auch ein paar grau und grob
sowie senf und grün.
Nun denn, die ganze Farbenpalette, die adrette,
düste wie ein Schnellboot vorüber, um die Wette.
Auch wenn denn über weite Strecken
kein Kaum-mehr-leben-können mit Schrecken
im Felde stand; bildlich gesprochen,
wie ein welker Lattich zum Kochen,
als ob er sagen möchte: «Ich lebe immer noch.»
Weit gereist, einen anderen Kontinent entdeckt
und im selben Atemzug zu neuem Leben erweckt,
packte ich in mein Rucksäckli fein,
tief prägende Erlebnisse ein, kehrte erquickt heim.
Die Schichtleiterin berichtet nun mit Ironie
vom weltpolitischen Geschehen, allhie.
Beim ungleichen Spiel unter viel Ach und Wehen
müssen wir einem drohenden Krieg entgegensehen.
Die militärische Lösung im Gefechte
steht im Zeichen der Menschenrechte.
Der elfte September gibt’s als Buch mit Türmen als Heldenfigur,
der Roman gehört zur Gattung Terrorliteratur.
In Nordkorea wurde der Atom von neuem angestellt,
Saddam Hussein wird von den Yankees heftig angebellt,
aus dem Öltanker im galizischen Meer eine fette Sosse quillt,
der Hunger in der Welt bleibt weiterhin ungestillt.
Die Genderdebatte hat neue Dimensionen angenommen,
meint ein ausgewachsener Klon benommen,
hinzu erklingt eine atonale Note
indem er erzählt wie man ihn klonte.
Es war einmal ein kinderloses Paar,
das brachte seine inkompatiblen Gene dar,
nullkommazack entstand im Labor nicht zum Witze
ein Gnom, weltenfremdet lachen: Eugen Hitze.
Hier rückt ins Licht sein tragisches Schicksale,
man wundert sich über dessen Geschlechtermerkmale.
Jetzt klagt lauthals der gebastelte Wicht:
«Wer hat mich gemacht, ich wollt’ es nicht!»
Ob all des Grauens, will ich den Schlusspunkt setzen
und euch grosszügig mit Weihwasser benetzen.
So schlimm kann eigentlich alles nicht sein,
drum setz’ ich noch einen obendrein:
Nehmt hier – liebe Freunde – meinen erzlichen Gruss
in der Hoffnung, dass er nicht rosten muss.
Ich sende Saft und Kraft fürs Zweitausendunddrei,
und tue dies mit einem inbrünstigen Schrei.
Aus voller Kehle dringt der Laut,
leise hat alle Welt zugeschaut.


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